INTERVIEW: MARLENE FRÖHLICH
„Was bleibt ist die freie Interpretation“
-by Barbora Horská (Curator / Editor-in-chief of Improper Dose)
TRIGGER WARNING! This interview contains information regarding suicidal thoughts and suicide.
Marlene, thank you very much again for agreeing to this interview...
M: Danke für euer Interesse!
[ENG] Thanks for your interest!
While the topic of mental health illnesses has been present in your art practice for some time, „Was bleibt ist die freie Interpretation“ has a particularly sad and difficult background. Can you please tell something more about the story behind this piece and why have you decided to share such a personal matter so openly?
M: „Was bleibt ist die freie Interpretation“ ist mein visueller und installativer Versuch, eine Geschichte zu erzählen, die ich kürzlich miterlebt habe. Nora, eine gute Freundin von mir, ist schon in jungen Jahren psychisch schwer erkrankt. Über die Jahre hinweg war sie immer wieder stationär in diversen Wiener Einrichtungen zur psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung. Es war, wie für viele, ein langer Weg und eine lange Suche nach der richtigen Medikation und Therapie. Das schwerwiegende Ausmaß Noras Erkrankungen hat zu mehrfachen Suizidversuchen und starker Selbstverletzung geführt. Im August 2020, nach vielen Jahren, in denen es ihr besser zu gehen schien, hatte sie erneut versucht, sich das Leben zu nehmen. Sowohl für sie als auch für alle Angehörigen kam das mehr als unerwartet. Sie überlebte glücklicherweise ohne gröbere körperliche Schäden. Aufgrund veränderter Lebensumstände und mangelnder stationärer Angebote war sie aber sehr plötzlich von ihrem gewohnten Umfeld isoliert und musste ihren Alltag alleine bewältigen. In diesen für sie sehr schwierigen Monaten verbrachten wir viel Zeit miteinander. Sie litt sehr unter dem Schmerz, den sie - wie sie sagte - anderen zugefügt hatte und versuchte mit aller Kraft, einen Weg zur Besserung zu finden. Ich kann mich daran erinnern, dass ich nach ihrem Suizidversuch, in meiner ersten Nachricht an sie, nicht wusste was ich schreiben soll. Worte zu finden wurde zu einem realen Kampf, nicht nur für mich. Einige Zeit verging, bis wir auch über den Todeswunsch ganz offen redeten. Ich hatte viele Fragen, wollte verstehen, und sie erzählte mir ungeschönt, was sie erlitt und erlebte. Daraus entstand unsere gemeinsame Arbeit „Nono“ - eine nach ihr benannte ,partizipative Rauminstallation, die sich durch sensorische Reize und einem offenen, visuellen Narrativ mit Gefühlen und Gedanken befasst, die Nora in den Suizidversuch getrieben hatten. Zur Realisierung von „Nono“ sollte es aber nicht mehr kommen. Wenige Tage nachdem wir unser Konzept fertig gestellt hatten, Mitte November 2020, nahm sie sich das Leben.
[ENG] "What remains is free interpretation" is my visual and installative attempt to tell a story that I recently witnessed. Nora, a good friend of mine, became seriously mentally ill at a young age. Over the years she’s been in and out of various Viennese institutions for psychiatric and psychotherapeutic treatment. It was, as for many, a long road and a long search for the right medication and therapy. The seriousness of Nora's illnesses led to multiple suicide attempts and severe self-harm. In August 2020, after many years in which she seemed to be getting better, she attempted to take her own life again. This was more than unexpected, both for her and for all her relatives. Fortunately, she survived without any major physical damage. However, due to a change in living circumstances and a lack of inpatient services, she was very suddenly isolated from her usual environment and had to cope with her everyday life alone. During these very difficult months for her, we spent a lot of time together. She suffered a lot from the pain she had caused - as she said - to others and tried with all her might to find a way to get better. I remember after her suicide attempt, in my first message to her, I didn't know what to write. Finding words became a real struggle, not only for me. Some time passed until we also talked openly about the death wish. I had many questions, wanted to understand, and she told me unvarnished what she suffered and experienced. This led to our joint work "Nono" - a participatory spatial installation named after her, which uses sensory stimuli and an open, visual narrative to deal with feelings and thoughts that had driven Nora to attempt suicide. However, "Nono" was never to be realised. A few days after we had finished our concept, in mid-November 2020, she took her own life.
What was your intention with this joint work, communicating the topic to the audience or the act of creation and self-expression in itself? Can you tell something more about its process and the concept of the installation?
M: Die Umsetzung unserer gemeinsamen Arbeit, die stark auf Noras Visionen und Erfahrungen basiert, fühlte sich für mich nach ihrem Tod nicht mehr richtig an. Ich wollte nicht für sie sprechen und ihre Emotionen zu meiner Kunst machen. Was ich also noch tun konnte und für mich tun wollte war, meinem Erlebten eine Form zu geben und eine eigene, neue Sprache dafür zu finden. „Was bleibt ist die freie Interpretation“ hat zwar in Anlehnung an „Nono“ ein paar Elemente des ursprünglichen Konzepts übernommen, erzählt aber aus der Perspektive der Hinterbliebenen eines Suizides. Für Nora war es selbstverständlich, auch über ihre Krankheit zu sprechen. Sie hat sich nicht dafür geschämt krank zu sein und hat mir dadurch immer wieder Mut gemacht, selbst mehr auf mich zu achten. Sie war der Meinung, es wäre wichtig, miteinander in Kontakt zu treten und offen über das Grausame zu reden, mit dem psychisch Kranke sonst oft sehr einsam umgehen müssen. Das floss sowohl in unsere gemeinsame als auch in meine alleinige Arbeit ein. Nora hatte nicht nur ein hochgradiges Feingefühl und umfassendes Hintergrundwissen sondern auch eine gute PortionHumor. Ich denke, „Nono“ war ihr Weg, sich mitzuteilen und Angehörigen von suizidgefährdeten Menschen einen Einblick in ihre ganz persönliche Dunkelheit zu gewähren- mit dem Ziel, Brücken zu schlagen, den Dialog zu ermöglichen und das kalte Schweigen zu brechen. Meine Arbeit hingegen behandelt die Zeit nach einem Suizid. Sie erzählt von der Leere, den Fragmenten eines Lebens, den Fragen und Erinnerungen, Schmerz und Wunden. Es ist eine stille Arbeit, der bisher keine Erklärung beigestellt war und die im Ausstellungskontext wortlos für sich selbst spricht. Ich glaube im Grunde auch nicht, dass es Noras Geschichte für meine Arbeit braucht. Denn was bleibt, wenn es keine Resonanz mehr gibt, ist eben die freie Interpretation.
[ENG] The realisation of our joint work, which is strongly based on Nora's visions and experiences, no longer felt right to me after her death. I didn't want to speak for her and make her emotions my art. So what I could still do and wanted to do for myself was to give form to my experience and find my own new language for it. "What remains is free interpretation" has taken over a few elements of the original concept in the style of "Nono," but tells the story from the perspective of the bereaved of a suicide. For Nora, it was natural to also talk about her illness. She wasn't ashamed of being ill and thus always encouraged me to take more care of myself. She thought it was important to get in touch with each other and to talk openly about the cruel things that mentally ill people otherwise often have to deal with in a very lonely way. This fed into our work together as well as my work alone. Nora not only had a high degree of sensitivity and extensive background knowledge, but also a good sense of humour. I think "Nono" was her way of sharing and giving the relatives of suicidal people an insight into her own personal darkness - with the aim of building bridges, enabling dialogue and breaking the cold silence. My work, on the other hand, deals with the time after a suicide. It tells of the emptiness, the fragments of a life, the questions and memories, pain and wounds. It is a silent work that has not been accompanied by any explanation and speaks wordlessly for itself in the exhibition context. Basically, I don't think Nora's story is needed for my work either. Because what remains when there is no more resonance is free interpretation.
Suicide and suicidal thoughts carry additional stigma as the idea is to minimize the triggers. How did Nora feel about it? Did she consider sharing and reflecting on the topic important, possibly helpful?
M: Das Sprechen über Suizid und Suizid(-versuche) ist nicht nur stigmatisiert sondern auch tabuisiert. Man befürchtet wohl, Menschen würden sich durch einen offenen Umgang mit dem Thema zur Nachahmung angeregt fühlen. Bis 1983 waren sogar kirchliche Beerdigungen für Tote durch Suizid verboten. Ich denke, es ist aber zu unterscheiden zwischen dem expliziten Erzählen - also wie sich jemand im Detail das Leben genommen hat - und dem Dialog über Suizidalität. Nach meiner persönlichen Vorstellung bedarf dieser im direkten Gespräch mit Betroffenen primär des Zuhörens und vielleicht wohlformulierter, einladender Fragen. Ich glaube, dass eine sensible Art von Dialog dringend anzuregen ist und denke nicht, dass das Zuhören und Hinsehen schädigend sein kann, denn so wird eine Verbindung hergestellt, die suizidalen Menschen oft fehlt. Ja, es ist ein heikles und sensibles Thema und ja, es braucht Feingefühl und ein gewisses Maße an Empathie und Hintergrundwissen, um so einen Dialog führen zu können, aber aus Angst, etwas falsch zu machen gar nicht darüber zu sprechen, ist sicherlich keine hilfreiche Alternative und treibt alle Parteien weiter in die Isolation. Es gibt sowohl für Betroffene als auch für Angehörige Einrichtungen, die niederschwellige psychologische Hilfe leisten, beraten und dabei unterstützen auch die eigenen Grenzen zu erkennen und zu wahren. Darüber hinaus finde ich, dass der Tod thematisch den Raum bekommen kann, den er auch im Alltag einnimmt, und zwar ohne den Schrecken, den Schmerz und die Angst, die wir medial rund um die Uhr erfahren. Ich beobachte an mir selbst, wie schwer es mir fällt, den Tod anzunehmen. Ich erlebe es so und erkläre mir meine Schwierigkeiten auch damit, dass das Endliche in unserer Gesellschaft so eine kleine Rolle spielt und stark negativ konnotiert ist. Auch das war ein Beweggrund für mich, mich mit dem Tod auf künstlerische Weise auseinanderzusetzen und zu versuchen, ihn für mich zu (ver-)formen.
Nora hat immer wieder betont, dass das Sprechen über den Drang zum Selbstmord ebendiesen dämmt. Unter anderem, weil das Geteilte zu einem aufmerksameren Umgang im Umfeld führt. Suizid betrifft immer einen Kreis von Menschen und ist daher, meiner Meinung nach, auch in der Prävention zumindest ein Stück weit gemeinschaftlich zu tragen. Nora hatte, typisch für ihre Erkrankung, die Suizidversuche nicht geplant. Sie selbst wurde nur wenige Stunden zuvor von dem impulsiven Drang, sich das Leben zu nehmen, überwältigt. Das weiß ich aber nur, weil ich gefragt und zugehört habe. Ihre Rückmeldungen zu meiner Anteilnahme waren durchwegs positiv, und sie war dankbar für mein Interesse.
Insofern erlaube ich mir zusammenfassend auch in ihrem Namen zu sagen, dass die Reflexion und ein einfühlsamer Diskurs auch für sie wichtig und hilfreich waren. Leider reichen diese aber nicht immer aus, und daher möchte ich dringend darauf hinweisen, dass in einer Krise unbedingt professionelle Hilfe herangezogen werden sollte.
[ENG] Talking about suicide and suicide (attempts) is not only stigmatised but also taboo. It is probably feared that people would feel inspired to imitate others by openly dealing with the subject. Until 1983, even church funerals for the dead by suicide were forbidden. However, I think a distinction has to be made between explicit narration - i.e. how someone took their own life in detail - and dialogue about suicide. In my personal opinion, the latter primarily requires listening and perhaps well-worded, inviting questions in direct conversation with those affected. I believe that a sensitive kind of dialogue is to be strongly encouraged and do not think that listening and looking can be harmful, because it creates a connection that suicidal people often lack. Yes, it is a delicate and sensitive topic, and yes, it takes sensitivity and a certain amount of empathy and background knowledge to be able to have such a dialogue, but not talking about it at all for fear of doing something wrong is certainly not a helpful alternative and drives all parties further into isolation. There are facilities for both those affected and their relatives that provide low-threshold psychological help, counselling and support in recognising and maintaining one's own boundaries. Furthermore, I think that death can be given the space it occupies in everyday life, without the horror, pain and fear that we experience around the clock in the media. I observe in myself how difficult it is for me to accept death. I experience it this way and also explain my difficulties to myself by the fact that the finite plays such a small role in our society and has strong negative connotations. That was also a motivation for me to deal with death in an artistic way and to try to shape it for myself.
Nora has always emphasized that talking about the urge to commit suicide curbs it. Among other things, because sharing leads to a more attentive approach in the environment. Suicide always affects a circle of people and is therefore, in my opinion, to be borne at least to some extent collectively, even in prevention. Nora, typical for her illness, had not planned her suicide attempts. She herself was overcome by the impulsive urge to take her own life only a few hours before. But I only know this because I asked and listened. Her feedback to my sympathy was consistently positive, and she was grateful for my interest.
In this respect, I take the liberty of saying in summary, also on her behalf, that the reflection and an empathetic discourse were also important and helpful for her. Unfortunately, however, these are not always sufficient and therefore I would like to urgently point out that professional help should definitely be sought in a crisis.
While the stigma surrounding mental health diseases plays a prominent part in why affected people don’t reach out while there is still time to help them, this was not Nora’s case. One of the saddest parts of this story is that she sought institutionalized treatment and despite following the procedure, she found a way to end her life while being hospitalized in an acute care unit. Understandably it is impossible to stay objective, but it is obvious the system failed her. As someone who was so close to her and had insight into her struggle, what do you think could have been done better? Not only in the last facility she was admitted to but over the years, what was her point of view?
M: Leider finden suizidale Menschen immer wieder auch in einer klinischen Einrichtung einen Weg, ihr Leben zu beenden. Das mag einerseits an der Schwere der Erkrankungen liegen, aber auch daran, dass unser Gesundheitssystem nicht erst seit Corona zu wenige Kapazitäten für schwer Kranke aufweist. Nora hätte eine 24-Stunden Betreuung gebraucht und hat diese nicht erhalten. Dazu kommen in ihrem Fall diverse Fahrlässigkeiten der Einrichtung, deren Ursprung ich mir nicht erklären kann. Versperrbare Räumlichkeiten, gefährliche Gegenstände und Bauweisen sind neben dem überforderten Personal an der Stelle hervorzuheben.
Die Isolation durch Krankheit scheint mir einer der verhärtendsten Faktoren zu sein, die Menschen in großes Leid und folglich manchmal auch in den Suizid treiben. Gerade in Institutionen, wo mehrere schwer erkrankte Personen auf engem Raum und in schwermütiger und stressiger Atmosphäre nebeneinander leben, ist die Perspektive auf Besserung oftmals eher gering. Im Falle von Selbstverletzung, kann das beispielsweise dazu führen, dass der stetig gegenwärtige Trigger durch andere einen Wettstreit anregt - soweit Noras Erzählung. Ihr erging es also während mancher Aufenthalte deutlich schlechter als zuvor. Im Grunde glaube ich, dass eine dynamische und heterogene Gruppe, die den Leidensdruck kennt oder versteht, aber mit der Diversität der Krankheitsbilder arbeitet, grundlegend für einen Aufschwung ist. Wenn das soziale Netz im privaten Leben also sehr geschrumpft ist, was auch in Noras Fall so war, kann für Betroffene eine regelmäßige und ambulante oder stationäre Gruppentherapie von großem Nutzen sein. „Helfen“ heißt für die Angehörigen vielleicht auch, sich zu bemühen, für sich selbst zu sorgen, die eigenen Ängste, Grenzen und Wünsche kennen zu lernen und somit fähiger zu werden, auch für die erkrankte Person authentisch da zu sein. Konkret kann das bedeuten, dass Angehörige sich therapeutische oder beratende Unterstützung suchen, um Mitleid und Stillstand zu überwinden und in Mitgefühl und Dialog zu verwandeln.
[ENG] Unfortunately, suicidal people always find a way to end their lives even in a clinical facility. On the one hand, this may be due to the severity of the illnesses, but also because our health system has too little capacity for the seriously ill, and not just since Corona. Nora would have needed 24-hour care and did not receive it. In addition, in her case there are various negligences on the part of the facility, the origin of which I cannot explain. Lockable rooms, dangerous objects and construction methods are to be highlighted here, in addition to the overtaxed staff.
Isolation due to illness seems to me to be one of the most hardening factors that drive people into great suffering and consequently sometimes suicide. Especially in institutions where several seriously ill people live side by side in a confined space and, in a melancholic and stressful atmosphere, the prospect of recovery is often rather slim. In the case of self-harm, for example, this can lead to the ever-present trigger of competition by others - as far as Nora's narrative goes. She got much worse during some stays than before. Basically, I believe that a dynamic and heterogeneous group that knows or understands the suffering, but works with the diversity of disease patterns, is fundamental for recovery. So if the social network in private life has shrunk a lot, which was also the case for Nora, a regular and outpatient or inpatient group therapy can be of great benefit for those affected. For the relatives, "helping" may also mean making an effort to take care of themselves, to get to know their own fears, limits and wishes, and thus to become more capable of being there authentically for the person with the illness. In concrete terms, this can mean that relatives seek therapeutic or counselling support in order to overcome pity and stagnation and transform it into compassion and dialogue.
What about the post situation? Are there any possibilities for affected relatives and friends to seek help in such a crisis?
M: Ich selbst war im Kriseninterventionszentrum in Wien und kann dieses nur empfehlen.
[ENG]: I myself was in the Crisis Intervention Centre in Vienna and can only recommend it.
What role do you think contemporary art could play in addressing these issues?
M: Nach meinem Verständnis kann und soll Kunst ein Angebot sein, sich mit sich selbst und dem eigenen Bezug zu unterschiedlichsten Themen auseinanderzusetzen, und regt im besten Falle einen inneren oder zwischenmenschlichen Dialog an. In diesem Sinne glaube ich, dass es eine mögliche Aufgabe der Kunst ist, sich soziokulturellen Normen und Tabus auf eine neue Weise, durch neue Sprache anzunähern und diese zu hinterfragen oder zu kritisieren. Im konkreten Fall, also bei der Verhandlung von Suizidalität oder noch gröber gefasst psychischer Gesundheit, braucht es die Kunst genauso wie die Politik, um die Gesellschaft und veraltete (Denk-)Systeme zu bewegen und ins Gespräch zu bringen.
[ENG]: In my understanding, art can and should be an offer to deal with oneself and one's own relation to the most diverse topics, and in the best case, stimulates an inner or interpersonal dialogue. In this sense, I believe that one possible task of art is to approach socio-cultural norms and taboos in a new way, through new language, and to question or criticise them. In the concrete case of negotiating suicide or, more crudely, mental health, art is needed just as much as politics to move society and outdated (thought) systems and bring them into conversation.
Is there anything else you would like to add?
M: Es gibt keinen Grund sich für Krankheit zu schämen. Weder für sichtbare noch für unsichtbare. Nötige Hilfe in Anspruch zu nehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil, ein bewusster selbstfürsorglicher Akt und nach meinem Verständnis, der erste Schritt zur möglichen Besserung.
[ENG]: There is no reason to be ashamed of illness. Neither for visible nor for invisible ones. Seeking necessary help is not a sign of weakness, but on the contrary, a conscious self-care act and, in my understanding, the first step towards possible recovery.
Marlene Fröhlich lebt in Wien, wo sie seit rund 10 Jahren selbstständig als Fotografin arbeitet. 2019 entschied sie der Kunst mehr Raum in ihrem Schaffen einzugestehen und trat das Studium “TransArts“ an der Uni- versität für angewandte Kunst Wien an. Seither arbeitet sie intensiv an Projekten rund um Geschlecht, Identität, feministische Perspektiven auf Körper und Gesellschaft, Sprache, Beziehung und psychische Gesundheit. Die dabei entstehenden Arbeiten sind inter- und transdisziplinär und umfassen sowohl visuelle als auch textliche, konzeptuelle, plastische und auditive Formate.